Einrichtungsgeschichte

Gründungsimpuls und Entstehungsgeschichte von HILFE ZUR SELBSTHILFE sind eng mit der Person und Lebensgeschichte unserer Gründerin Karola Bloch
verknüpft.

Die im polnischen Lodz geborene Architektin und Bauhaus-Anhängerin engagierte sich im praktischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und
widersprach dem Stalinismus. Das Trauma der Shoah ließ sie bis zu ihrem Lebensende nicht ruhen.

Auch nach Jahren der Flucht und des Exils folgte Karola Bloch unbeirrt ihrem
Leitmotiv „Ich gehe zu denen, die mich brauchen… “ Ihr Wirken galt der Solidarität mit verfolgten und entwürdigten Menschen, mit jenen, die am Rand der Gesellschaft leben.

Die Empörung über die Chancenlosigkeit vieler Strafgefangener nach der Entlassung, die sie als ehrenamtliche Betreuerin erfahren hatte, veranlasste Karola Bloch gemeinsam mit ihrem Mann, dem Philosophen Ernst Bloch, und vielen weiteren Unterstützern im Jahr 1971 zur Gründung des Vereins Hilfe zur Selbsthilfe e. V., dem sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1994 als Vorsitzende und Ehrenvorsitzende eng verbunden blieb..

Mit der Namensgebung Hilfe zur Selbsthilfe entschieden sich die Gründungsmitglieder damals bewusst für ein Handlungsprinzip Sozialer Arbeit, welches seitdem programmatisch unsere Praxis bestimmt. Verbunden damit war und ist die Vision, eine modellhafte Einrichtung der Sozialen Arbeit zu schaffen und damit einen Beitrag zur gesellschaftlichen Reform durch die Praxis zu leisten.

Dieser Vision folgend konnte HILFE ZUR SELBSTHILFE – obwohl ein eher kleiner Träger – bundesweit mehrfach wichtige sozial- und kriminalpolitische Reformanstöße geben:

So eröffneten wir 1972 in Reutlingen mit Hilfe zahlreicher von den Vereinsmitgliedern eingeworbener Spenden – u.a. auch von so namhaften
Förderern wie Bundespräsident Gustav Heinemann, Bundeskanzler Willy Brandt, dem Verleger Rudolf Augstein und dem Künstler HAP Grieshaber -die
damals erste sozialtherapeutische Wohngemeinschaft für junge Strafentlassene in Deutschland.

1976 fanden unsere mit diesem Arbeitsansatz gesammelten Erfahrungen dann Eingang in die Reform des Strafvollzugsgesetzes.

1985 starteten wir mit dem Projekt Handschlag das bundesweit erste Modellprojekt zur Erprobung des Täter-Opfer-Ausgleichs, dessen erfolgreiche
Praxis einen wesentlichen Beitrag zur Reform des Jugendgerichtsgesetzes im Jahr 1990 leistete.

Aus diesen Anfängen heraus haben wir uns schrittweise zu einem regionalen Netzwerk sozialer Hilfen entwickelt, welches aktuell auf vielfältige Weise
alltagsnahe Hilfen zur Bewältigung schwieriger und gefährdender Lebenslagen bietet.

Seit den 90er Jahren haben sich hierbei die Ausbildungs- und Beschäftigungshilfe und insbesondere die Jugend- und Familienhilfe zu
Schwerpunkten unserer Arbeit entwickelt.

Aktuell engagieren wir uns darüber hinaus besonders in der Begleitung und Betreuung zahlreicher junger Flüchtlinge und in der Wohnraumgewinnung und -sicherung für Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf

Im Rahmen einer stetigen Organisationsentwicklung haben wir die ursprüngliche Vereinsstruktur schrittweise hin zur heutigen Form verlassen:
2005 verselbständigte der Verein zunächst 2005 seinen MetallausbildungsBetrieb zur heutigen GIBA gGmbH.

2011 gründeten die Vereinsmitglieder dann die Karola-Bloch-Stiftung Hilfe zur Selbsthilfe und übertrugen die Gesellschafteranteile der GIBA gGmbH auf die Stiftung.

2018 wurden dann schlussendlich alle übrigen Einrichtungen des Vereins in die heutige Hilfe zur Selbsthilfe gGmbH überführt, deren Gesellschafteranteile ebenfalls an die Karola-Bloch-Stiftung Hilfe zur Selbsthilfe übergingen.